Mittwoch, 30. März 2016

Bananenweizen

Man sitzt und lacht und trinkt. Bis das Glas leer ist und die Kellnerin - jung, langhaarig und blond, mit pinkem Sweatshirt zu schwarzen Hosen- leichtfüßig zum Tisch kommt. "Kann ich dir noch was bringen?" Eine Gedenksekunde, dann ein Nicken in Richtung Glas. "Ein alkoholfreies Weizen, bitte." "Kommt gleich!" Das Lächeln auf den Lippen der Kellnerin lässt ihre Augen noch ein Wenig mehr strahlen, als sie es ohnehin schon tun. 
Das Gespräch am Tisch ist nur kurz verstummt, in den Pausenmodus gefallen, vielleicht. "Um den Gedanken von eben aber nochmal aufzugreifen...", setzt Jemand an und wird erneut unterbrochen. "So, hier ist dein alkoholfreies Weizen! Prost!" Das Lächeln steht ihr ausnehmend gut.
"Ich mag kein Weizenbier. Dieser hefige Geschmack... Das ist gar nix für mich!" "Mmh, genau das mag ich daran!" Darauf einen kräftigen Schluck. Erfrischend und kühl schäumt das milchige Bier die Kehle hinunter, hinterlässt Wohlgeschmack und Gänsehaut.
"Und ganz schlimm ist ja wirklich Bananenweizen!" 
Eine Geschmacksexplosion der besonders furchtbaren Art. Stumpf-schwer die Banane in der Kombination, hefig und prickelnd das Bier. Eine Mischung, die weder kalt noch lau vollmundig ist, sondern einfach irgendwie Bestand hat. Welchen? Schwer zu sagen. 
Bananenbrei vermengt mit Weizensaft zu Pastellbier, zart im Farbton, beinahe hübsch. Sommerkleidfarben vielleicht, oder Frühsommerfarben. 
"Nein, Bananenweizen mag ich auch nicht!"

Freitag, 25. März 2016

Das abgerissene Schuhband

Schicksal, ein Gespinst an zartem Faden. Kann so leicht zerreißen, zerissen werden, und gleichzeitig für die Ewigkeit halten. Unberechenbar, doch so gewöhnlich wie zwei Tonnen Mondlicht. Silbrig und fein, gewebt und durchwirkt von edlen Garnen. Haltbar gemacht, verderblich geworden.
Ein Schuhband, das zerrissen ist. Gerade noch hielt es das mürbe Leder zusammen, im nächsten Augenblick fusseln sich Enden auf, zeigen sich Einzelteile und das große Ganze gerät aus den Fugen. Plötzlich sind zwei Teile, wo vorher eine Einheit Bestand hatte. Garnfetzen bröseln zu Boden, als hätte Atropos, die Schicksalsgöttin, ihre Schere angesetzt.
Zeit, ein neues Schicksal in Angriff zu nehmen?

Dienstag, 22. März 2016

Die Welt steht in Flammen

Ein Hahnenschrei hat mich heute Morgen aus Wirrträumen geschreckt, seine Rufe waren rau und jung,sehr alt konnte er noch nicht sein. Zerknautscht kroch ich unter meiner Decke hervor, so ganz wollten meine Augen noch nicht aufhalten. In meinen Ohren schallte das Krähen des Gockels lieblich, Sonnenstrahlen kitzelten warm meine Nase. Es duftete nach Frühjahr,mit einem Hauch Winter und einer Brise Froschlaich. Noch während ich mein Smartphone checkte,  um die Uhrzeit festzustellen, musste ich lächeln. 7Uhr18. In zwei Minuten hätte ich ohnehin aufstehen müssen, geht mir durch den Kopf. Irgendwie schön, von einem Hahn geweckt zu werden,noch dazu mit Sonnengold, frühmorgendlichem.
Zehn Minuten später begutachte ich mich im Spiegel, Zahnpasta tropft aus einem Mundwinkel, ich grinse mir mit Schaum vorm Mund entgegen. Meine Haare sind eine Katastrophe heute morgen, sie waren gestern  wohl noch zu nass, als ich mich zum Schlafen hingelegt hab...Halbgeblendet kneife ich die Augen zusammen,auch egal.
Ein letzter Blick,nur zur Kontrolle,dann geht's los. In den Tag hinein, in den frischen Tau der Wiesen, hinein in das Getümmel der Menschen, hinein in das Leben.
Draußen atme ich sehnsüchtig den Duft des Morgens ein, kann kaum genug davon bekommen, fühle mich tautrunken und berauscht.
Es ist kurz vor acht an diesem Dienstag, der mit Hahnenschrei und Sonnenglanz gestartet ist. Die Straßen sind einigermaßen frei, im Radio dudelt etwas Nichtssagendes, ohne Inhalt, nur Melodie. Auch ganz schön, denke ich und schalte beinahe gleichzeitig auf CD um. Volbeat,schon seit Monaten im CD Fach, immer wieder gut. Lady Pearl schleicht sich als Ohrwurm des Tages in meinen Kopf. Noch zwei Minuten bis acht Uhr,ich muss mich beeilen. Auto parken, Parkschein ziehen. Acht Uhr am Dienstagmorgen, irgendwo in Europa explodieren gerade zwei Sprengkörper.

Montag, 21. März 2016

Rhythmusgefühl

Ein paar Wochen ist es her, da unterhielt ich mich über Lebensrhythmen, Alltagsgewohnheiten und Zubettgeh-Zeiten. Ich stellte zusammen mit meiner Gesprächspartnerin fest, dass sich meine Zeiten konsequent von ihren unterschieden, und das in jeglicher Hinsicht. Eine ganze Weile vergaß ich die Unterhaltung, doch vor wenigen Tagen kam sie mir wieder ins Gedächtnis. Ohne Grund, ohne Vorwarnung, einfach so.
"Wenn ich fast schon aufstehen muss, bist du gerade erst ins Bett gegangen..." Interessant, dachte ich, da ist irgendwie was dran.
Als genereller Nachtmensch und bekennende Nachteule fällt es mir tatsächlich sehr leicht, "bis in die Puppen" wach zu sein, und,viel wichtiger, gerne aktiv zu sein. Kreativität und Leistungsfähigkeit, Ideen, Motivation, vielleicht ein Hauch Raffinesse - alles Attribute, die ich mir gerne aufs Brot schmiere. Vor allem nachts. Gerade nachts. Ich mag die Nacht, in ihrer Dunkelheit ist sie so samtig, dass es schwierig ist, sie nicht einzuatmen. Man kann sich so leicht in ihr verlieren, in ihren Straßen und Gässchen umhertänzeln und den Ausgang suchen, der irgendwo weit im Osten zu finden ist . Die Nacht verschluckt viel, und gibt doch so viel her, sie flüstert von tausend Problemen und Gedanken, sie erzählt von Ängsten und Befürchtungen. Sie verhüllt und entblößt, in ihr wird alles rein und ehrlich.
Ich mag die Nacht. Ich mag es, wenn der Mond silbert und blass sein Licht verteilt. Ich mag die Nacht mit ihren Einfällen und Ideen, mit ihren Monstern und Liebenden, mit ihren heimlich Küssenden, die in Stadtwinkeln versteckt eng aneinander geschlungen stehen.
Es ist, als hätte die Nacht eine ganz eigene Melodie. Eine, die wie ein Ohrwurm immer wieder kommt und jedes mal auf's Neue wundervoll und erfrischend ist.
Ich mag die Nacht, ich sehe gerne ihre Wellen in Auroras Morgenrot brechen, sehe sie schwinden, und am Abend wieder aufziehen. Dann, wenn ich zu arbeiten beginne, wenn mein Herz seinem Rhythmus folgt.

Montag, 7. März 2016

Straßen-Werbung

Während Schneeflocken zur Erde rieseln, mal kleine, mal größere, liegen sie in ihren Fenstern. Die Hektik des Mittags zieht an denen vorbei, die bequem auf große Kissen gepolstert an den Fenstern zur Straße gebettet sind und arbeiten. Wie lebendige Plakatwände zieren sie die Häuserfront, ihre Stimmen hallen laut wider im Straßenverkehr. Nur das Rauschen der Straßenbahn übertönt die Unterhaltungen, die in fernen Sprachen und exotischen Nuancen an die Ohren der Passanten dringen. Augen, munter wie Springbrunnen, folgen Menschen und Tieren, mustern, gucken, gaffen, glotzen. Augenbrauen ziehen sich hoch, Mundwinkel spreizen sich zu Gelächter, große Ballonbrüste wackeln.
Die Fenster sind überdacht und bieten irgendwie Schutz. Vor Regenwetter und Sonnenschein, vor Sturm und wüstem Stadtwind, ebenso wie vor lauem Lüftchen. Vor Blicken und Worten schützen sie nicht, die Fensterdächer.
Der Tag treibt seine Stunden voran, die Damen ihre Fenster-Werbung. Sie pfeifen und gackern, inzwischen vielleicht eine Spur genervter, ein wenig ironischer. Durchweicht sind die roten Extensions im Kraushaar, acht Stunden Straßen-Werbung haben ihre Spuren hinterlassen. Zerschlissen wie Plakatwände nach dem Sturm verlassen sie ihr Fenster, das große Kissen fest unter den Arm geklemmt. Die Spätschicht steht schon in den Startlöchern, man kann ihr Gackern schon aus den hinteren Räumen hören.

Donnerstag, 3. März 2016

Wendungen-Windungen

Damit hatte ich heute Morgen ganz sicher nicht gerechnet, als ich mich auf den Weg zu meinem Schultermin gemacht habe. Eine Autorenlesung stand auf dem Plan, ziemlich entspannt und mit den kleinen Fünfern immer wieder eine tolle Erfahrung.
Tatsächlich war der Vormittag lehrreich, spannend und witzig, die Fotografin hatte gutes Bildmaterial und ich war zuversichtlich, meinen Artikel zeitnah und aktuell an die Redaktion schicken zu können. Ja, ich war wirklich zuversichtlich.
Zuhause gab es, zur seelischen und moralischen Stärkung, erst mal einen Kaffee, ein bisschen Tee und das obligatorische Hundekuscheln. Selbstverständlich samt Hundeküsschensabber im Gesicht (und auch sonst überall!).
Nach den üblichen Zeremonien (umziehen, Laptop auspacken, Dokument vorbereiten) konnte es losgehen, die ersten Sätze sprudelten aus meinem Kopf und landeten Schwarz auf Weiß in Microsofts Word. Noch immer war ich zuversichtlich, den Text druckfrisch und brandaktuell an die Redaktion zu mailen, die Zitate des Vormittags flogen mir nur so um die Ohren.
Bis ich mit diesem freundlichen blauen "Plopp" des Gesichtszirkus der Social Media auf den Empfang einer Nachricht hingewiesen wurde.
"Bist du online?"
Meine Neugierde siegte, so klickte ich mein Dokument in die Taskleiste und ließ das Blaue Unheil aufpoppen.
"Jetzt ja."
Wenige Minuten vergingen, bis ich im Bilde war. Ein Notfall, sozusagen. Ein großes kleines Problem, man könnte beinahe sagen, ein Flokati in Not trat auf den Bildschirm. Und damit hinein in meine Zuversicht, den Artikel zeitnahe und brandaktuell versenden zu können.
Die Stunden vergingen, meine Ideen für den Text irgendwie auch. Wie manche Wendungen doch zu unvorhergesehenen Windungen werden können, dachte ich, als ich auf den Senden-Button klickte und mich entspannt zurücklehnte. Der frische Kaffee in meiner Tasse war seit mindestens einer Stunde kalt, doch ich nahm einen großen Schluck davon. War kalter Kaffee nicht sogar gesünder als heißer? Hatte ich sowas nicht gerade die letzte Woche erst gelesen? Beschwören konnte ich es nicht, letztlich war es auch egal. Ich musste grinsen, über mich, über den Tag und über die windigen Wendungen, die so ein Tag haben konnte.

Mittwoch, 2. März 2016

Es tut mir leid, Pocahontas

Es tut mir leid, Pocahontas!, dudelt von meinem Smartphone, ich gröhle den Text von AnnenMayKantereits Indiemusik mit. Habe direkt ein Bild vor Augen, die Indianerin Pocahontas, die von einem weißen Amerikaner aus ihrem Stamm "errettet" wird und in eine für sie völlig neue Welt eintaucht.
Irgendwie stimmt das Bild-Bedeutungsverhältnis hier für meine Begriffe nicht, doch ich gröhle, mal mehr in Gedanken, mal lautstark:
"Es tut mir leid, Pocahontas, ich hoffe, du weißt das!"
Natürlich sorgt das Orchester in meinem Kopf für die richtige Begleitmusik, sprich: die Melodie des Singer/Songwriters dudelt akkurat in meinem gedanklichen CD-Player.
Noch immer stimmt das Bild der Pocahontas nicht, in meiner Vorstellung sind ihre Haare eher kurz. Statt dunkelsattbraun rötlich-brünett und ihr Gesicht hat keine mandelförmigen Augen. Stattdessen tiefblaue Eisseen, die zwar ins Wasser locken mit ihrer Schönheit, doch Verführte zu Gefallenen machen, die, noch ehe sie ertrinken konnten, erfroren sind.
Keine Frage, sie ist hübsch, gestehe ich meiner Pocahontas zu, ein wenig muss ich sogar nicken.
Eher burschikos, keine Wilde, die amazonenlike in Röckchen und mit Tieren redend durch Wälder rennt. Sie hetzt vielmehr der modernen Gesellschaft hinterher und artikuliert ihre Meinung eher in den Social Media statt sich mit Großmutter Weide auszutauschen. Ein Verlust, wie ich etwas bedauernd feststelle.
"Es tut mir Leid, Pocahontas, ich hoffe du weißt das. Tut mir so leid, Pocahontas."
Mein Körper wippt Text und Melodie mit, während in meinem Kopf Pocahontas ihr rötlich-brünettes Wuschelhaar lässig zur Seite streicht.
Es tut mir leid, Pocahontas!

Dienstag, 1. März 2016

Storytelling-adventure-month

Tag eins, er ist da. Und mit ihm die erste Schreibaufgabe, die es zu bewältigen gilt. Ein bisschen wie Weihnachten ist es schon, spannend, welches Geschenk man erhält, was man damit anfangen kann und welche Erfahrungen sich damit sammeln lassen. Storytelling, eine interessante Sache, über die ich erst vor wenigen Wochen bei Facebook gestolpert bin. Und ein Storytelling adventure month klingt erst recht toll. Schreiben um des Schreibens Willen, ohne Gewinnversprechen, ohne Zwang, einfach nur aus der Lust selbst heraus. Klasse! Mittels täglicher Schreibaufgaben durch eine eigene Geschichte geleitet zu werden, die man innerhalb eines Monats zu Ende bringen wird. Eine Idee, die mir spontan gefallen hat und auf die ich mich  gerne eingelassen habe.
Heute nun also die erste Aufgabe: einen Brief an mein zukünftiges Ich schreiben, maximal eine halbe Din A 4 Seite lang, und die Grundidee meiner Geschichte umreißen. Also sehen, wohin mich die Reise eventuell führen wird - oder am Ende das Resumée ziehen und feststellen, dass sich alles anders als gedacht entwickelt hat. Während ich gerade, nach erfolgreicher Beendung meiner Tagesaufgabe, darüber nachdenke, kommen mir die Gedanken: "Der Weg ist das Ziel!" Und irgendwie passen die zum Tag, zu der aktuellen Aufgabe oder ganz allgemein zum Leben.
Ich werde sehen, was der Monat bringt, was meinen Charakteren zustößt oder ob ich mich von ihnen entfernen werde. Eines ist jedoch klar: der storytelling-adventure-month ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme!