Donnerstag, 30. Juni 2016

Versetzt?

Auf dem Tisch ein Schälchen mit Sommerblumen, violett und blau. Zusammen mit dem Grün der Blätter eine frische und seltsam friedliche Kombination.
Sie sieht auf die Uhr. 19Uhr.
Ungelenk schiebt sie die Armbanduhr den Knöchel erst hinauf, dann wieder dorthin, wo sie zuvor war, ein roter Streifen bleibt.
Ein Kellner tritt an ihren Tisch.
"Darf ich Ihnen schon etwas bringen?" 
Sie lächelt und betrachtet die schwarze Schürze, die sorgfältig um seine Hüfte gebunden ist. Einer dieser Bestell-Computer, neumodisch und irgendwie schick, steckt in der Schürzentasche, sie hat weder Namen noch Begriff dafür. 
"Ich nehme zuerst ein Wasser", nickt sie, "ich erwarte noch jemanden." 
"Sehr gerne!" 
Sie blickt wieder auf die Uhr, 19:13Uhr. 
Hatten sie sieben oder halb acht gesagt? Die Stirn in Falten gelegt zückt sie ihr iPhone, tippt kurz darauf herum und wühlt sich durch ihren Posteingang. 

"Lass uns 19Uhr sagen, dann haben wir länger was vom Abend!" 

Vielleicht steckt er im Stau. Ganz bestimmt steckt er im Stau, und das Handy hat er wahrscheinlich in  der Tasche. Dann kann er ja gar nicht drankommen, um Bescheid zu sagen, dass es ein paar Minuten später wird.
"Ihr Wasser!", der Kellner stellt das Glas, in dem oben auf eine Zitrone schwimmt, vorsichtig auf dem Tisch ab. "Soll ich Ihnen schon mal die Karte..." "Danke, nein, ich warte."

19:20Uhr. Sie sieht sich um. Menschen, in Unterhaltungen vertieft, lagern auf den Stühlen in und vor der Bar. Einige spielen mit den Blumen in den viereckigen Schalen, andere knüllen Servietten zwischen den Fingern. Münder verziehen sich zum Lachen, Wortfetzen und Gesprächsknäuel dringen an ihre Ohren, ohne gehört zu werden.

"Dann haben wir länger was vom Abend!" Sie wiederholt die Worte in Gedanken, irgendwie haben sie einen gewissen Beigeschmack. 

Dieser dämliche Stau...schimpft sie innerlich vor sich hin, bis ihr einfällt, dass es diesen Stau vielleicht gar nicht gibt. 
Vielleicht hatte er einen Unfall, möglicherweise liegt er in diesem Moment in einem Rettungswagen, blutend, verletzt, und sie hat nichts Besseres zu tun, als langsam aber sicher sauer zu werden.
19:24Uhr.
Ein Schluck Wasser säuselt ihr die Kehle hinab, gegen die Trockenheit ihrer Lippen hilft es, die Bitterkeit bleibt.

Sie fährt sich mit den Fingern durch das Haar, das sie extra im Vormittag frisch nachblondiert hat. Es duftet noch nach der Pflegespülung der Blondierung, chemisch-süß nach Mango. 

19:26Uhr.

Er wird nicht kommen. Nicht heute Abend, nicht irgendwann.

Sie atmet tief ein, stößt die Luft langsam wieder aus. 
"Dann haben wir länger was vom Abend."

Das iPhone vibriert in der Tasche, die sie neben sich auf den leeren Stuhl gestellt hat. Ohne wirklich nachsehen zu wollen, beinahe widerwillig, zieht sie das Telefonwunder mit dem Apfel auf der Rückseite heraus.

Dienstag, 28. Juni 2016

CaféGefühl

Ich saß in diesem Café, die Straße rein, gleich links.
Die Armstützen der Stühle luden in Rot leuchtend zum Verweilen ein, die meisten von ihnen standen jedoch noch verwaist.
Vielleicht lag es an der Uhrzeit -es war ja noch früh an diesem Montag-, vielleicht lag es aber auch an der Geschäftigkeit der Menschen.
Sie hetzten vorüber wie getriebenes Vieh, immer in Erwartung des nächsten Peitschenknalls kurz hinter den Ohren. Ein pompöses "Peng!" -eine Email, ein Anruf-, um sie aus ihrem Trott herauszureißen und zu nichtssagenden Höchstleistungen anzutreiben.
In den Augen der Gehetzen spiegelte sich das Wochenende; Begegnungen, Gespräche, Gedanken hingen noch so manifest in Köpfen, als wäre Sonntag erst gestern gewesen.
Ich bestellte einen Milchkaffee, konnte dabei kaum die Augen von dem Treiben abwenden, das an der Kante meiner Nase vorüberzog.
Leben, schoss mir durch den Kopf, hier passiert das Leben.
Es dauerte nicht lange und die Kellnerin -Italienerin, Pferdeschwanz, ganz in schwarz gekleidet, ein kleiner Schriftzug (der Name des Cafés, vielleicht?) zierte in roter Kursivschrift den Kragen der Bluse- brachte meinen Milchkaffee. In einem Glas, normalerweise für Latte Macchiato gedacht, schäumte die aufgeplusterte Milch bis über den Rand hinaus. Mittig ein heller Kaffeefleck, wie zufällig verloren. Sanft stieg mir das Aroma frischer Kaffeebohnen in die Nase.
"Prego!"
Sie stellte das Glas -auf einem schwarzen Unterteller- vor mich auf den Tisch und lächelte mich an.
Ich zahlte direkt, 2,80€, 20 Cent Trinkgeld. Nicht die Welt, eher eine Geste, aber es war ja auch noch früh an diesem Montag.
Ihr Danke klang leicht und frei in meinen Ohren, ich mochte sie.
Polternd raste ein Kleinlastwagen an mir vorbei, zog meine Aufmerksamkeit wieder intensiv auf das Leben und die Geschäftigkeit der Straße.

Während ich an meinem Milchkaffee nippte -der Schaum kitzelte in der Nase- fuhr ein Auto der Müllabfuhr vorüber. Die Männer auf den Seitentritten unterhielten sich fröhlich, Scherze flogen hin und her, füllten die Straße, wie mehr und mehr Gäste das kleine Café, vor dem ich saß.
Leben, schoss mir wieder durch den Kopf und ich musste lächeln. Ich genoss die Geschäftigkeit der Gasse, verliebte mich geradezu in das Treiben, das vor meinen Augen geschah und von dem ich -für den Augenblick- kein Teil war.

Samstag, 25. Juni 2016

Wohin des Wegs

 
Wohin des Wegs, schöner Tag, wieso hast du es so eilig?
Schon überziehen Wolken dein Antlitz, schon rauben dir Gewitterschauer 
Atem und Sicht.
Hörst du den Donner fern toben, versteckst du dich 
vor Blitzspiel und Sturm?
Wohin des Wegs, schöner Tag, warum so schüchtern?

Freitag, 24. Juni 2016

RegenbogenKind

"Weißt du", sagte sie und sah mich an, "manchmal ist gehe ich durch die Stadt und denke, ich bin alleine." Ihr Blick schweifte irgendwohin, vielleicht sah sie den Tauben zu, die um ein Stück Brot balgten.  Im Dunkelblond ihrer Haare verfing sich ein Sonnenstrahl, flüssigem Bernstein gleich. "Aber dann schaue ich genauer hin, sehe in Gesichter und  finde die Menschen dahinter, mit ihren Leben und Geschichten. Und plötzlich erkenne ich sie, die Regenbogenkinder, die sind wie ich." Lag Erleichterung in ihrer Stimme?
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, sie seufzte.
Regenbogenkinder. Das Wort gefiel mir, es hörte sich leicht und luftig an, nach einem heißen Tag am See, der gemütlich mit Blitz und Donner endet, ehe er von einem Regenbogen gekrönt wird.
Regenbogenkinder.
Vereint im Bunt der Farben, vereint im Geist. Zusammengefasst unter einer Flagge, deren Motiv eines der schönsten Naturphänomene ist. Ein Zufall?
Ich schmunzelte und griff nach ihrer Hand. Sie zuckte leicht zusammen, wahrscheinlich hatte ich sie mit der Berührung aus ihren Gedanken gerissen. "Regenbogenkinder...", murmelte sie und streichelte meinen Handrücken. "Ein schönes Wort für..." "...uns! Uns alle!", vollendete sie meinen Satz, ihre Augen glänzten.

Donnerstag, 23. Juni 2016

Blauer Himmel

Sommerblau, strahlend, mit einem Hauch Türkis ruht er über mir. Fast wolkenlos; nur vereinzelt schleicht schäfchengleich ein Weißschatten vorüber. Die Luft um mich herum ist erfüllt von Freiheit und Frische. Obwohl der Tag sehr heiß ist, spüre ich keine Hitze, sondern die Wohltat des Sommers. Die Ruhe auf meiner Haut, in meinen Gedanken.
Mein Kopf ist voll vom blauen Himmel, gelegentlich sehe ich die Fetzen meiner Gedanken wie Schäfchenwolken, aus der Ferne. Mit Abstand betrachtet sehen sie ganz hübsch aus, Fantasiewesen, meiner Kreativität entsprungen. Sie nehmen Hürde um Hürde, kämpfen sich Zaun für Zaun vor, um irgendwann, irgendwo Gehör zu finden. Oder wie zarte Dunstschatten am Blauen Sommerhimmel zu zerfließen.
Blauer Himmel im Kopf, ich könnte keinen größeren Genuß finden. Freiheit, Lebendigkeit, Leben. Sonnenaroma auf der Haut und im Herzen, wundervoll.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Meerschmerz

Da ist er schon wieder, der kleine Gedanke an Wellen, Wind und Sand in den Haaren. An den frischen Duft von Möwenkacke, an Freiheit und Endlosigkeit. Den Sonnenaufgang im Sand sitzend bestaunen, noch Stunden später an derselben Stelle sein und Hunde und Menschen an sich vorüberziehen lassen. Gespräche und Kaffeearoma im Hintergrund, den Gesang der Meereswogen tief in die Seele atmend.
Da ist er wieder, der Traum davon, am Meer zu sein. Stunden Stunden sein lassen, alleine und doch nicht einsam. Am Abend beobachten, wie Verliebte in den Sonnenuntergang laufen und sich die unmöglichsten Versprechen in die Ohren säuseln. Wie sie gegen Luftmassen schreiten, die Füße im Wasser der Ebbe, Schuhe in der Hand. Vielleicht kritzeln sie ihre Namen in den Sand, nur damit der wenige Minuten später wieder zu einer glattgezogenen Fläche verschmolzen ist. Muscheln sammeln Hand in Hand, Lachen.
Da ist er wieder, der Wunsch, aufzubrechen, loszufahren, um dem Ruf der Wellen zu folgen. Nase im Wind, Haare voller Salz, Augen geschlossen.

Dienstag, 21. Juni 2016

Die Kellnerin

"Ich nehme meinen Kaffe schwarz, danke!" Die Kellnerin nickt flüchtig, kritzelt etwas unleserlich auf ihren Notizblock. "Möchten Sie ein Stück Kuchen oder einen Muffin dazu?" Ihre Stimme ist nuschelig-verwaschen, als hätte sie die letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen. Ich schüttele nur den Kopf, sie eilt langsam zur Theke zurück und nimmt einen Schluck Wasser. Die Augen eine Mischung aus halboffen und -geschlossen, ich kann mich nicht entscheiden, welchen Ausdruck sie im Blick trägt. Gelangweilt? Desinteressiert? Übermüdet? Besorgt vielleicht?
Um die Mundwinkel herum scheint sie nahezu versteinert zu sein, nicht das sachteste Lächeln umschmeichelt ihre Lippen. Dabei würde ihr ein Lächeln, sei es noch so zaghaft, so gut stehen, geht mir durch den Kopf. Ich beobachte ihre Bewegungen, wie sie hinter dem Tresen meinen Kaffee zubereitet. Sie streckt sich, um an die Tasse zu kommen, dabei verrutscht ihre Schürze ein wenig und gibt ein Stück Jeans frei. Seufzend stellt sie Tasse samt Untertellerchen auf die Arbeitsfläche, wischt mit einem Geschirrtuch einmal durch. Beinahe kritisch wirkt der Blick, den sie dem Kaffeevollautomaten zuwirft, Wasserstand und Kaffeebohnenfüllmenge scheinen in Ordnung zu sein.  Sie platziert die Tasse unter dem Kaffeehahn und drückt auf einen der Silberknöpfe, blank und altmodisch. Ein Rattern, Knarren und Mahlen folgt, ich sehe, wie Kaffeebohnen in einem Ministrudel ins Innere der Maschine gezogen werden. Ihr Ächzen verrät mir, wie es mit ihnen zu Ende geht, ihr frisches Blut strömt heiß und dampfend in die weiße Tasse. Fein weht der Duft frischgemahlenen Kaffees zu mir an den Tisch, eine gewisse Vorfreude erfüllt mich.
Die Kellnerin wischt ihre Hände an der Schürze ab, kleine Wasserperlen spritzen ins Nirgendwo. Wahrscheinlich hat sie sich gerade die Finger gewaschen, für einen Augenblick war meine Aufmerksamkeit abgeschweift.
Das Brummen des kaffeespuckenden Automaten verklingt, ein letztes Klack und die Maschine hat ihre Arbeit vollendet.
Vorsichtig, um sich nicht zu verbrennen, greift die Kellnerin, ich schätze sie auf Anfang zwanzig, nach der Tasse und setzt sie behutsam auf dem Unterteller ab. Ihre Hand zuckt in Richtung der Besteckschublade, verharrt einen Moment darüber, um schließlich nach den Plätzchen zu greifen. Sie bewegt stumm die Lippen, vermutlich wiederholt sie gerade, dass ich meinen Kaffee schwarz trinken möchte.
Während sie mit Tasse und Plätzchen unterwegs zu meinem Tisch ist, wenige Schritte, hebe ich den Blick und schaue sie an. Eine Sekunde erwidert sie meinen Kontaktversuch, dann lächelt sie. Stellt den Kaffee etwas umständlich auf der Tischplatte ab. "Danke!" Ihre Hand streift nur Millimeter an meinem Arm vorbei, ich kann die Wärme spüren, die sie ausstrahlt. "Sie sollten öfter lächeln, das steht Ihnen ganz hervorragend!" Ihr Lächeln über das Kompliment vermischt sich mit dem Kaffeeduft und gibt dem Nachmittag ein ganz besonderes Aroma.

Freitag, 17. Juni 2016

Das heimliche Paar I

Irgendwo in den Straßen Frankfurts. 
Verkehr und Busse plärren über die Straßen, rumpeln über rote Ampeln und hupen Touristen an, die begeistert auf Gehwege zurückspringen. 
Jemand schreit, während aus einem Kinderwagen zufrieden das Gequieke eines Babys mit Schnuller dröhnt. 
Anonym und leer stieren die Augen des Publikums auf die Szenerie, zu oft gesehen, zu oft gehört. Immer dasselbe in den Straßen, die von Leben zu überfüllt und vollgeparkt sind. Desinteresse begleitet die täglichen Blechkolonnen, die Kilometer um Kilometer im Stau verharren. Allmorgendlich werden die Reste des Vortags aus den Ladenlokalen auf die Gasse gefegt, wo Kohlendioxidwind sie zusammen mit den Autoabgasen zu den Wolkenkratzern hinauf jagt. Dahin, wo die Luft reiner und leichter ist, wo Rauchschwaden sich spiegeln, wenn es mal brennt und Flugzeuge so verschwommen aussehen, als flögen sie über einen Teich. Hier glitzert noch das Sonnenlicht, hier streiten einige Raben um den besten Platz,  um die Hektik von Frankfurts Straßen in schönster Pracht erleben zu können. Straßentheater über den Dächern der Stadt.
Zurück auf der Straße, Ernüchterung, der Verkehr steht noch immer. Lediglich die S- und U-Bahnen gleiten durch die Moderluft der Tunnelsysteme. 
In einer Seitenstraße, wo sogar der eine oder andere Baum seine Krone im Wald aus Häuserfronten erhebt, entdeckt man sie. In eine tiefe Fensternische geschmiegt, abwassergrau das Haus, stehen sie. Für jeden zu sehen, der an ihnen vorübergeht. Und gleichzeitig für niemanden wahrzunehmen. 
Ein heimliches Paar.
Zwischen Verkehrsdung und Endlosstau, zwischen Asphaltbäumen und Dächern aus Dunst.
Sie lehnt an der niedrigen Fensterbank, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt, ihre Knie berühren leicht den Stoff seiner Jeans. Er hält sie sanft, hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt, eine Hand fasst sie am Kinn. 
Irgendwo in den Straßen Frankfurts und in seinem Kuss versunken findet sich das heimliche Paar.

Mittwoch, 15. Juni 2016

Stern-Regen

Zart wie Schneeflocken scheinen sie über den Gartenweg gestreut, Cremeweiß mit gelben Staubfäden. Filigran und zerbrechlich zieren sie Rasen und Fliesen, setzen sie sich in den bemoosten Fugen fest.
Sterne, geregnet aus abermillionen Wolken in diesem Frühjahr säumen den Weg unter den Schutz der Laube. Dampfig steigt Regendunst aus der Wiese, Würmer tummeln sich emsig, häufen Erdmassen auf Grashalme. Matsch drückt sich in Hundepfoten, nassnasig schnuppern Vierbeiner an einer Schnecke - blitzlangsam zieht sie ihre Fühler ein, schrumpft zu einem Häuflein Rostrot zusammen.
Die Windböen duften frisch nach Winter, Meeresrauschen und einem Hauch Sommer, verrückt.
Wenn es im Frühsommer weiße Sterne regnet, hört die Welt einen Moment auf, sich zu drehen.

Dienstag, 14. Juni 2016

Sommer?

Das Grau schüttet immer wieder vom Himmel in diesen Tagen, Wolkenberge  verdecken Sommergefühle und laden Anfang Juni zum Glühweintrinken in überschwemmte Biergärten ein. Während die Natur grünt und beinahe schon wieder verblüht ist, pendeln sich die Temperaturen stabil bei 19Grad Celsius ein. Sommer 2016 oder: vielleicht geschehen noch Zeichen und Wunder.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Das Mädchen

Am linken Bein ist die Leggings ein wenig höher gekrempelt als am rechten,doch es stört sie nicht. Das Tunika-Oberteil wippt beim Gehen,ist an der Hüfte ein bisschen verrutscht. Niveafarben ist es, eine Stickborte zieht sich über die Brust.
Nackte Arme,bis zum Ellenbogen.
An den Füßen leichtläufig Sneaker,die das Emblem der griechischen Siegesgöttin verewigt haben.
Sie hält eine Geldbörse in ihrer Linken, die Haare fliegen nach Supermodelart um ihre Schultern. Lang und brünett präsentiert sie die lockige Pracht,vereinzelt haben sich Strähnen im Ausschnitt der niveafarbenen Tunika verfangen.
Auf den Lippen, voll und dunkel, trägt die junge Frau ein Lächeln.
Ihr Blick ist munter,lebendig,lebensfroh. Dunkelgrünbraun leuchten die Augen, groß und neugierig in die Welt hinaus,in den Montagmittag,so voller Schwüle und Regen.
Ein fröhliches Mädchen,denken Passanten,denen sie entgegen tänzelt in ihrer Leichtigkeit.
Unkontrolliert streift ihr eine Windböe eine Strähne ins Gesicht,fängt sich in ihren langen und seidigsamtenen Wimpern. Unbedacht und sanft wischt dad Tunikamädchen mit der Leggings,die links ein wenig höher gekrempelt ist, das Haar mit ihrer Rechten aus dem Gesicht.
Auf ihrem Unterarm prangen hart und schwarz die Konturen einer Kalaschnikow.

Montag, 6. Juni 2016

Mit der Aufmerksamkeitsspanne der berühmten Scheibe Toast...

Fleißig am Arbeiten und plötzlich, ohne Vorwarnung, ist sie weg, die Aufmerksamkeit. Ein Geräusch, ein Schatten, vor allem aber Gedanken bringen aus der Fassung, was nur wenige Sekunden vorher noch völlig geordnet war.
"Was wollte ich doch gerade machen?" Ein Satz, der zur Alltagsfrage wird, einhergehend mit in Falten gelegter Stirn und tiefem Grübeln. "Ach genau..." Da ist er wieder, der Gedanke, den man aus den Augen verloren hat und der einem beim intensivsten Nachdenken verloren gegangen ist.
Tage werden monochrom und monoton, während sich alles zu wiederholen scheint. Ein Karussell, das sich auch dann weiterdreht, wenn die Fahrt längst vorüber ist und alle Fahrgäste ausgestiegen sind. Es trällert seine Melodie, vergisst ab und an eine Zeile, um dann einfach mit der erstbesten weiterzumachen. Einen Masterplan gibt es nicht, nur Chaosstruktur und das Quietschen der ungeölten Gelenke.
"...was wollte ich gerade schreiben?" Da hat mich die Konzentration schon wieder verlassen, während ich krampfhaft versuche, an Gedanken und Ideen festzuhalten.

Samstag, 4. Juni 2016

Superhelden I

Braucht die Welt noch Superhelden?
Männer, die sich in Telefonzellen in Strumpfhosen zwängen oder die im Ganzkörperanzug an Fensterscheiben entlangkriechen können?
Sind doch alle längst aus der Mode gekommen.
Selbst der Dunkle Ritter aus der Gesellschaft der Schatten hat außerhalb vom Kinosessel seinen Reiz verloren.
Es gibt keine Jungfrauen mehr,die es zu retten gilt, King Kong hätte heutzutage schlechte Chancen auf die Weiße Frau. Echte Prinzessinnen tragen Chucks statt Krönchen und kümmern sich nicht um abgebrochene Fingernägel.
Braucht die Welt also noch Superhelden?

Freitag, 3. Juni 2016

YummYumm

Bunt und in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen liegen sie einladend im Regal. Sorgfältig sortiert, immer die lange Seite zum Kunden hin. Obwohl der Standardbürger die Aufschrift -original in asiatisch- ohnehin nicht lesen wird.
So tun als ob.
So tun,als wäre man Bürger von Welt und nicht Müller/Meyer/Schmidt aus Hintermdorf.
So tun als ob.
Als wären die fadenscheinigen Yummyummsuppen wirklich Mit Ente,Shrimps und echten Gewürzen zubereitet.
Nudeln am Band in Brühe.
Glutamat aufgelöst in Wasserdampf,  um die Illusion von Geschmack auf den Zungen der Hintermdorfner Weltbürger aufrecht zu erhalten.
"Das Preisleistungsverhältnis stimmt bei YummYumm,wenn ich das mal so sagen darf!" 
Sie schaut kritisch an der Regalreihe entlang, dreht eine Strähne ihrer Dreads -pink und halbfertig - zwischen den Fingerspitzen.
"Die machen einfach satt und Kosten", ihr Finger streicht flüchtig über das Etikett "40 Cent. Da kann man echt nicht meckern!"
Quietschbunt preisen die Plastiktütchen der Instant-Noodle-kombi Essvergnügen par excellence an.
Klein und handlich, in wenigen Minuten zubereitet, vielfältig in Geschmack und Ausführung - ein Schnäppchen für den großen Hunger und die schmale Geldbörse.
*
Wasser blubbert im Kocher,100 Grad sind schnell erreicht.
Kompakt,beinahe hieroglyphisch mutet das Muster der YummYummmahlzeit an, Löckchen,den Dauerwellen von gealterten Damen nicht unähnlich.
"Du musst die Gabel draufdrücken damit alles unten bleibt."
"Ne gewisse Routine hast du dabei, oder?"
Sie lacht,dabei stupst sie mit der Lippe leicht an das blaue Kügelchen ihrer gepiercten Zunge.
"Hey..." Ihr Lachen plätschert angenehm durch den kleinen Raum. "Ich hab ja gesagt, ich bin mit dem Preisleistungsverhältnis zufrieden!" 
Eine Mischung aus Graugelbockerzimt verteilt sich über die Nudellöckchen,verschwimmt mit der Brühe, macht sie zäh.
Fettaugen setzen sich am Schüsselrand ab,lugen fast schon neugierig darüber hinaus.
So tun als ob.
Als wäre die YummYummPampe im Indian Style ein Drei Sterne Menü und keine Notlösung, wenns schnell gehen soll.
So tun als ob.

Mittwoch, 1. Juni 2016

These boots are made for walking

Soweit die Füße tragen werde ich gehen. Soweit mein Weg mich führt, werde ich ihn entlang spazieren.
Die Schönheit der Blüten am Wegrand wird mich faszinieren,das Sterben der Blätter im Herbst wird mich traurig machen.
Stehenbleiben werde ich nie.