Freitag, 23. März 2018

Bad weather.

Augen zu, ich drücke aufs Gaspedal.

Die Sonne geht gerade auf, ich fahre in das Rotglühen des Himmels - das Wetter wird schlecht heute.

Linke Spur, Vollgas.
Oder fast, der Hyundai vor mir bremst mich aus.
Vollidiot.
Ich bin genervt, will weg, einfach weg.

Kilometer um Kilometer ziehen an mir vorbei,
im Rückspiegel verabschiede ich mich leise von ihnen.
Macht's gut, wir sehen uns.

Augen auf, ich bin müde.

Ein Schluck Kaffee aus dem heimatlichen Coffee-To-Go-Becher.
Kein Zucker, ein Schuss Kondensmilch, zweimal gerührt.

Ich öffne das Fenster, Morgenluft mit Abgasen und Benzin erfüllt schnell das Wageninnere.

Das Radio spielt mir das Lied vom Tod, ich würde mich gerne berauscht fühlen.
Doch stattdessen eisklare Gedanken, sie klirren in meinem Kopf und lassen die Zähne klappern.

Sechster Gang, 160km/h. Mein Ziel liegt irgendwo,
hinter meinen Gedanken, vielleicht.
Direkt links neben den Gefühlen.

Inzwischen steht die Sonne höher, der Feuerball, gebettet in Zuckerwatte.

Während ich auf den Endzeithimmel zusteuere, läuft im Radio Stairway to Heaven.

snowcakeofice.

Donnerstag, 8. März 2018

Spotlight - on air.

Spotlight. (C) mondprinzessin



Im Rampenlicht stehen, sich im Scheinwerferlicht sonnen und sich von Blitzlichtgewitter umschmeichelt fühlen - der Traum vieler Mädchen.
Junger Mädchen. Älterer Mädchen. 

Meiner nicht mehr.

"Hey Zoey, Rigatoni-Toni? Ich lade dich ein", plapperte mir die Stimme meines besten Freundes entgegen. 

Mein Kopf rauchte, mein Magen rebellierte. Die letzte feste Mahlzeit lag einige Tage in der Vergangenheit -  die Reste davon sogar noch im Mülleimer. 

Noch eine Minute zuvor hatte ich brütend über eine Klausur vertieft gesessen, die Fingerspitzen tief in den Kugelschreiber vergraben, den ich letzte Woche erst in der Bibliothek gefunden hatte. 
Literweise Schweiß waren gefühlt in das kratzige Plastik geflossen, das die Mine ummantelte.
Ich spürte, dass ich zitterte vor Adrenalin - und Hunger. 
Essen, mein Körper schrie förmlich nach Nahrung. 

Torben stupste mich an, ich war ihm noch eine Antwort schuldig. 

"Nein - ja- ach, ich.. Nein, ich hab heute noch Etwas vor, ich..ich gehe essen", wich ich ihm aus. 
Und hasste mich im selben Augenblick für die Lüge.

"Ach ja? Das wäre ja ganz was Neues!" Torbens Lachen klang weder lustig noch fröhlich.  
Ich wusste, dass er sich Sorgen um mich machte  und mir das auch bei weitem nicht verheimlichte. Im Gegenteil. 

"Die ganze Scheiße macht dich doch vollkommen kaputt!" In seinem Blick Angst und Verzweiflung. 

Ich wollte beides nicht sehen. 

"Ich hab das im Griff, okay? Ich weiß, wie weit ich gehen kann und ich weiß, wo meine Grenze ist! Ich brauche keinen Aufpasser und Babysitter - danke!"

Ich. Ich. Ich. 

Ich hatte die Kontrolle über mein Leben verloren - an den Job meines Lebens. 

Oder anders - an den Job, der mir mein Leben genommen hatte. 

snowcakeofice.

Mittwoch, 7. März 2018

Einkaufsbummel

Mit ihren Louis Vuitton-Taschen balancieren sie die Fußgängerzone entlang.
Vorbei an all den Bettlern, Punks und Normalsterblichen, darauf achtend, mit den Hologramm-Schuhen von Versace nicht im Alltagstrott stecken zu bleiben.

Die Banane klebt ihnen am Hinterkopf wie Chanel No. 5 am Handgelenk und im Haaransatz.

Noch schnell zu Starbucks auf einen High-end-Kaffee - man gönnt sich ja sonst nichts.

Tütenweise chauffieren sie ihre wöchentliche Klamotten-Dosis aus den In-Boutiquen der Stadt nach Hause, standesgemäß im Porsche Cayenne. Sonderausstattung.

Ehe sie die Kiesauffahrt Richtung Villa erklimmen, ein Zwischenstopp im Feinkost-Bio-Laden - Lebensmittel von der Stange kommen ihnen nicht in den gelddurchtränkten Jutebeutel.

Verheißungsvoll knistert Seidenpapier auf dem Wohnzimmertisch, wenn sie den Gatten, müde geshoppt und hochadrenalisiert, die Beute präsentieren, die sie kommende Woche wieder zum Einkaufsbummel in die Stadt ausführen werden.


snowcakeofice.