Montag, 11. Februar 2019

Kornblumen-Romantik || Anti-Stadtkind

Am Autobahnrand blühten die Kornblumen und ich wusste, es war
Sommer.
Einer dieser Sommer, die Sonnenbräune einbrannten, als würde sie für die Ewigkeit in der Haut haften.
Wie die Kornbumen am Rande der von Blechlawinen überrollten Einöde,
war die Sonnenbräunen-Ewigkeit eine Lüge.
Ein Trugbild, das lange Abende mit Cocktails und Freunden vorgaukelte.
Im Kohlendioxid-Rausch schwangen die
Blaublütigen
sanft umher, neigten ihr Haupt
hierhin  
und
dorthin.

Ich schmeckte Sonne auf meinen Lippen,
dieser
einzigartige Geschmack,
für den es keine Worte gab,
ihn zu beschreiben.

Ein Stadtkind bin ich, dachte ich.
Dann parkte ich meine eigene
Blechlawine
am Straßenrand.

//

Während ich ausstieg, schlug mir
die Hitze der letzten Tage
unbarmherzig entgegen.
Abgestanden, schal und
muffig kam sie daher,
überfiel mich und machte mir
das Atmen schwer.

| Bin ich ein Stadtkind? |

Ich lief durch Straßen und Gassen,
es war noch vor zehn Uhr am Morgen, doch schon jetzt reflektierte
der Asphalt kochend die Wärme.
Atemlosigkeit hing wie eine
Erinnerung über allem.
Menschen schleppten sich,
samt ihren Einkäufen,
durch die Fußgängerzonen -
ihre Gesichter unentspannt wie
an einem vor Tristesse strotzenden Tag Mitte November.
Ich musste an Wald, Bäume und
freie Felder denken.
Wo Vögel sangen und
Kornblumen in Kornblumenblau
erstrahlen konnten.

Irgendwie wurde ich traurig.

Ich dachte an Bäche und verwunschene Flussläufe, 
wo die Zeit immer
stillzustehen schien.
Ich dachte an Strände und das Meer,
an Möwen und
feinen Seewind auf der Haut.
Einsamkeit - Abgeschiedenheit vielmehr-
war so viel reizvoller als
Betonklotzreihen,
die noch nichtmal vor Googles Street-View-Kamera
ansatzweise nett aussahen.

Bäume,
domestiziert und eingezäunt,
Sinnbilder städtischen Lebens.

snowcakeofice.


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