Donnerstag, 28. Februar 2019

Zu viel.

Wir sitzen uns gegenüber,
in diesem Café,
wo es einzigartige Schokolade
zu Trinken gibt. Die mit den
Marshmallows.

Wir sitzen uns gegenüber;
beim Reden hauchst
du mir deinen Kaffee-
Atem entgegen - bitter und warm.
Es stört mich kaum.

Ich halte mich an meinem
Glas Wein fest
wie ein
Ertrinkender.
Dabei mag ich keinen Wein.
Weder roten noch weißen;
weder trocken
noch süß.

"Manche Situationen verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen!"

Heute scheint eine
solche Situation zu sein.

Wir sitzen uns gegenüber,
seit zwei Stunden schon.
Ich hatte zu viel Wein,
den ich nicht mag.

Du hattest zu viel Kaffee,
den du nicht
leiden kannst.

Dein Blick irrt im Raum
umher, irgenwie.
Es gibt Nichts,
woran er sich festsehen
könnte.

In meinem Kopf dreht sich
alles,
kann ich noch
klar denken
oder bin ich
betrunken?

Dein Blick trifft mich, unstet.
Du versuchst zu lächeln,
doch irgendwie
wird eine
Grimasse daraus.

Ich hatte zu viel Wein.
Du hattest zu viel Kaffee.
Wir sitzen uns gegenüber
in diesem Café
mit der ganz besonderen
Schokolade
und wissen nichts
miteinander
anzufangen.

snowcakeofice.
 

Montag, 11. Februar 2019

Kornblumen-Romantik || Anti-Stadtkind

Am Autobahnrand blühten die Kornblumen und ich wusste, es war
Sommer.
Einer dieser Sommer, die Sonnenbräune einbrannten, als würde sie für die Ewigkeit in der Haut haften.
Wie die Kornbumen am Rande der von Blechlawinen überrollten Einöde,
war die Sonnenbräunen-Ewigkeit eine Lüge.
Ein Trugbild, das lange Abende mit Cocktails und Freunden vorgaukelte.
Im Kohlendioxid-Rausch schwangen die
Blaublütigen
sanft umher, neigten ihr Haupt
hierhin  
und
dorthin.

Ich schmeckte Sonne auf meinen Lippen,
dieser
einzigartige Geschmack,
für den es keine Worte gab,
ihn zu beschreiben.

Ein Stadtkind bin ich, dachte ich.
Dann parkte ich meine eigene
Blechlawine
am Straßenrand.

//

Während ich ausstieg, schlug mir
die Hitze der letzten Tage
unbarmherzig entgegen.
Abgestanden, schal und
muffig kam sie daher,
überfiel mich und machte mir
das Atmen schwer.

| Bin ich ein Stadtkind? |

Ich lief durch Straßen und Gassen,
es war noch vor zehn Uhr am Morgen, doch schon jetzt reflektierte
der Asphalt kochend die Wärme.
Atemlosigkeit hing wie eine
Erinnerung über allem.
Menschen schleppten sich,
samt ihren Einkäufen,
durch die Fußgängerzonen -
ihre Gesichter unentspannt wie
an einem vor Tristesse strotzenden Tag Mitte November.
Ich musste an Wald, Bäume und
freie Felder denken.
Wo Vögel sangen und
Kornblumen in Kornblumenblau
erstrahlen konnten.

Irgendwie wurde ich traurig.

Ich dachte an Bäche und verwunschene Flussläufe, 
wo die Zeit immer
stillzustehen schien.
Ich dachte an Strände und das Meer,
an Möwen und
feinen Seewind auf der Haut.
Einsamkeit - Abgeschiedenheit vielmehr-
war so viel reizvoller als
Betonklotzreihen,
die noch nichtmal vor Googles Street-View-Kamera
ansatzweise nett aussahen.

Bäume,
domestiziert und eingezäunt,
Sinnbilder städtischen Lebens.

snowcakeofice.


Sonntag, 10. Februar 2019

Der Baum

Ich sah diesen Baum... Und ich
kam nicht umhin,
(C) Snowcakeofice
ihn lange
schweigend
anzusehen.
Als er mir seine Geschichte
zu Ende erzählt hatte,
liefen Tränen
meine Wangen hinunter
und
ich ging langsam auf ihn zu.

"Ich verstehe Dich",
flüsterte ich in Gedanken,
während ich die Hand ausstreckte,
um seine Rinde
zu berühren.

Im Herbstwind wirbelten
ein paar seiner Blätter.

snowcakeofice.