Sonntag, 28. Februar 2016

Der Tragödie zweiter Tag

Um mich herum Luft,Wind. Ich atme ein und aus,halte die Eisigkeit kurz in meinen Lungen,bis es brennt. Zusammen mit einer Windböe stoße ich den Atem wieder aus,befreiend. Einen Moment schließe ich die Augen,außer dem Abgrundschwarz sehe ich bunte Ecken und Kreise,die umherflippen. Sie verwandeln die Schwarze Ruhe in Chaos, lassen tief in meinem Inneren etwas brodeln. Etwas, nicht zu fassen, abstrakt und unübersichtlich. Irgendwie beunruhigend wenn nicht beängstigend.
Augen wieder auf, weg ist die innere Unruhe davon nicht. Als würde mein Innenleben von einer Steinfaust umschlungen, festgehalten und zerdrückt werden. Damn it!
An meinen Ohren schmerzt der Eiswind inzwischen,wahrscheinlich sind sie leuchtend rot. Rot wie Feuer,rot wie Glut,rot.
Die Landschaft glänzt nass,obwohl es nicht geregnet hat. Ein bisschen Tau,denke ich, oder einfach Feuchtigkeit. Kahl und irgendwie grau,unfreundlich und ungemütlich. Moos schimmert grün zwischen alten Baumnadeln hervor, bei Feuchtigkeit strahlt es ganz besonders schön.
Dumpf geht mein Puls,ich spüre wie meine Beine und Arme einschlafen, das Kribbeln ist unangenehm. Es lähmt mich und meine Gedanken, bauscht eine Wattekugel um mich herum und versetzt mich in Trance. Alles geht langsam, unendlich langsam und gedankenverloren. Oder gedankenvoll?

Freitag, 19. Februar 2016

Polarnacht

Der Himmel war bewölkt und voller Sterne, als sie darunter hindurch ging. Irgendwie hing Schnee in der Luft, gemeldet war er nicht.
Ein seltsamer Abend, dachte sie. Ein seltsamer Tag. Ihre Gedanken trieben sie vorwärts und hielten sie doch zurück, ließen sie auf einer Stelle treten.
Scharf sog sie die Nacht ein, spürte, wie sich die Kälte in ihrem Körper ausbreitete und ein angenehmes Prickeln hinterließ. Innerlich glühte sie, die Yogaübungen hatten sie aufgewärmt und entspannt. Hatten ihr geholfen, Rast zu finden und zu sortieren, was geordnet werden musste.
Gänsehaut lief ihr den Rücken hinauf und hinunter, im Nacken stellten sich die feinen Härchen, sie konnte förmlich fühlen, wie sie sich kräuselten.
Polarnacht, ging ihr durch den Kopf. Einen Augenblick schloss sie die Augen, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Unmöglich. Immer wieder glitzerten Sterne durch die Wortfetzen ihrer Hirnwindungen. Sie lächelte, als der Nachtwind über ihre Wangen streifte und eine Sternschnuppe die Polarnacht erhellte.

Sonntag, 14. Februar 2016

Regen, Regen

Samstagmorgen, wundervoll grau strahlt der Himmel, sachte plätschern Regentropfen auf dem Dachfenster. In der Luft liegt ein besonderer Duft, genau definieren kann ich ihn nicht. Regenwurm, irgendwie, eine Brise Waldboden und ein Hauch nasser Asphalt. Schon um kurz nach sechs konnte ich Vögel singen hören, langsam aber sicher wird nun doch mal Frühling. Hoffentlich.
Hinter meinen Augen pocht es seltsam dumpf, so als hätte mich beim Schlafen was überfahren, ein LKW, ein Zug, ich weiß nicht. Ich seufze. Hilft ja alles nix, Termin ist Termin.
Inzwischen schon dreißig Minuten auf den Beinen, hat weder das Pochen hinter meinen Augen aufgehört, noch der Regen draußen ein Einsehen gehabt. Verdammt.
Grüne Jeans, schwarze Stiefel, braune Jacke. Ein bisschen Make Up ins Gesicht, gegen das Fahle und Bleiche.
Im Garten überkommt mich ein Schaudern, widerlich kalt kriecht Kälte in den Jackenkragen, setzt sich fest. "Hunde, beeilt euch mal mit dem Pipi!"  Dampfwölkchen steigen von Pipipfützen hoch, schnell zurück ins Warme.
Frühstück, Tasse Tee, Zähneputzen und los. Hinein in den Samstagvormittag, hinaus in das Regenwetter. Zwei Stunden Industriekultur unter freiem Himmel, es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung!

Donnerstag, 4. Februar 2016

Songtitel

Manche Tage sind  geradezu prädestiniert, ihnen Songtitel zu verpassen. Sie beginnen harmlos, vielleicht mit einem Termin für die Arbeit. Frühstück in aller Eile,mal wieder zu lange getrödelt vorm Kleiderschrank,und überhaupt, Tasche packen, Tablet vom Strom nehmen,Schuhe anziehen, Autoschlüssel grabschen und los. Alltäglich. Wetter,Laune und Motivation sind dabei die abwechslungsschaffenden Faktoren. Ein Termin jagt den nächsten, letztlich sind doch alle zu ersetzen. Eine Schulveranstaltung zieht die nächste hinter sich her,Konzerte reihen sich aneinander wie die Stuhlreihen der zahlreichen Aulen. Präsentationen,Preisverleihungen,Lesungen, Autoren, Schauspieler, Travestiekünstler. Sie alle sind doch irgendwie gleich,sie alle sind ein Eintrag im Terminkalender, versehen mit Uhrzeit und Location. Neunzig Minuten zeigen sie ihr Können, beantworten Fragen,bis sie wieder in der Versenkung verschwunden sind. Ein paar Worte werden übermorgen lauwarm an sie erinnern, druckfrisch und Als Schnee von gestern.
Der nächste Termin steht schon vor der Tür. Schule. Wieder mal. Ein Blick auf die Uhr, in zwei Stunden,naja vielleicht zwei ein halb, wird alles über die Bühne gegangen sein. Schüler sind ja selten kommunikative Wesen,obwohl, man weiß nie.
Interview, Foto machen, Gespräche führen. Die Chemie stimmt, es läuft richtig gut. Es klingelt,Schulaus. Interview im Kasten,auf Fragen fanden sich Antworten, Namen sind notiert.
Und man redet noch immer. Vom Tausendsten kommt man ins Hunderste und von dort wieder zum Ersten und Fünfzigsten. Faszinierend. Stunden ziehen Runden, spielen keine Rolle.  "Wollen Sie einen Kaffee?"  Man tauscht sich aus,stellt Fragen und erzählt. Man redet,man unterhält sich. Obwohl der Termin schon lange vorüber ist,führt man Gespräche. Talk. Mehr als Small Talk, weniger als eine Diskussion unter Freunden. Erfrischend und lebhaft.
Talk von Coldplay, einige Tage sind prädestiniert,ihnen Songtitel aufzudrücken, und sie mit einer Überschrift zu versehen, die man beim hastigen Frühstück noch nicht erahnen konnte.