Die Luft steht in dem Studio,
das sich an den Klassenraum angliedert. Muffig und irgendwie
abgestanden, seltsam schal und scharf dringt Staub in unsere Nasen,
legt sich auf unsere Bronchien.
„Wir machen hier jetzt mal
Fotos, guckt euch mal um und macht euch einen Lichtaufbau, wie ihr
das aus euren Studios kennt!“ Die Lehrerin, altersmäßig schwierig
einzuschätzen, sportlich gekleidet und mit blond-dunklen Haaren
lässt sich auf den Hocker fallen, der vor dem Studiorechner steht.
„Mal sehen, was sich hier so über die Ferien getan hat...“ Sie
blickt auf den Bildschirm, drückt Tasten und gibt Passwörter ein,
verbindet die Kamera mit dem iMac.
Wir stehen zu viert im
Halbkreis, sehen uns an, S lacht schief. „Wir haben bei uns ein
Haarlicht, eine Softbox und ein Hintergrundlicht, das einen Verlauf
zeigt“, beginnt er, nestelt dabei irgendwie an seinem Tshirt herum.
R nickt. „Wir haben kein Haarlicht, aber dafür noch einen
Aufheller dazu.“ Ich überlege kurz. „Wir benutzen je nachdem das
Haarlicht, haben aber auch eine Softbox, einen Aufheller und ein
Hintergrundlicht.“
Die Lehrerin schaltet sich
wieder ein, sieht S direkt an. „Dann würde ich doch sagen, wir
fangen mit deinem Aufbau an. Bau du dir, wie du es gewohnt bist und
es fotografiert dich dann jemand.“
Zusammen bauen wir Lampen und
Lichter auf, verlegen Kabel und arrangieren uns mit dem
Stromgenerator, bis unser Hintergrund dunkelgrau lichthell ist.
„So S, das ist dein Aufbau,
wer fotografiert dich jetzt darin?“ Ich mache einen Schritt nach
vorne, nehme von der Lehrerin die Kamera in Empfang. S setzt sich auf
den runden Winzhocker, von dem auf beiden Seiten ein wenig seiner
Masse herabhängt. „Lass mich bitte dünn aussehen!“ Er lacht.
Ich mag Menschen, die über sich selbst lachen können und nicht
toternst sterben müssen. Langsam lockert sich die Stimmung, auch R
und M lachen, aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie unsere
Lehrerin sich entspannt.
„Setz dich bitte mal ein
wenig seitlicher, dreh deine Beine nach da“, als wäre er ein
Bewerbungsfoto-Kunde im Studio postiere ich ihn, rücke ihn ins
rechte Licht. Er lächelt mich freundlich an, wackelt dann irgendwie
mit der Nase.
„Entschuldigung, aber sitzt
mein Nasenpiercing noch richtig?“
Ich lasse die Kamera vor meinen
Augen sinken, starre S‘ Nase an und muss lachen. Auch R und M
lachen, die Lehrerin beugt sich nach vorne, betrachtet sich
ebenfalls ausgiebig die Nase ihres neuen Schülers. „Ähm.. ja,
kann man so sagen!“
„Was soll da denn nicht
sitzen?“ R japst leicht nach Luft. „Na, ob das Septum schief oder
gerade ist, Mann!“ S fummelt an seinem Piercing herum, goldfarben
ist es und wirkt in seinem Gesicht irgendwie verloren. Zusammen mit
den Stracciatella-Tunnels ergibt sich jedoch wieder ein Bild, das
mich zufrieden stimmt. Ein sympathischer Typ, geht mir durch den
Kopf, während ich versuche, sein leichtes Übergewicht auf dem Foto
für den neuen Schülerausweis zu kaschieren.