Dienstag, 17. Mai 2016

Des Weihers Rand

Septembersonne, die sich nach Frühling anfühlt.
Ein Wintermorgen, an dem die Vögel so laut singen wie sonst nur im Mai.
Blauer Himmel, von dem Schnee rieselt, der schon Vergangenheit ist, noch ehe er die Erde berührt.
Bäume, deren Geäst aus Tümpeln erwächst und die ihre Blätterpracht an den Wurzeln tragen, wenn des Tags die Nachtigall erklingt.
Ein weißer Schwan gleitet lautlos durch Weiherwasser, die Flügel mit den rabenschwarzen Federn schwingend.

Montag, 16. Mai 2016

Schönheit

Ich ging durch die Welt und dachte darüber nach, wie schlecht alles war.
Das Wetter an diesem Tag war klar und sonnig, ein Hauch Frühlingswärme setzte sich in meinem Gefühlschaos fest.
Mein Blick strich verschwommen über die Landschaft, ich hatte Mühe, ihre Schönheit und ihre Eleganz wahrzunehmen. Hinter meinem Kameraobjektiv befand ich mich in einer Art Parallelwelt, Sucher und Linse bewahrten mich vor der Realität.
Irgendwo knirschte es im Geäst der Birkenpflanzung.
Erst als ich einen Moment stehenblieb und die Ruhe auf mich wirken ließ, konnte ich es sehen.
Ich sah um mich herum, drehte mich im Kreis und atmete die Frische der Luft bewusst in meine Lungen. Tausend und abertausend Partikelchen funkelten und tanzten im Sonnenlicht, es sah aus wie Feenstaub. Aufgewirbelt, um wahrgenommen zu werden.
Mein Herzschlag wurde ruhiger, meine Gedanken stoppten ihre Raserei, ich ließ mich nieder und dachte darüber nach, wie wunderschön doch alles sein konnte.

Freitag, 13. Mai 2016

Festakt

Aufgeblasene Frauen, die eitlen Pfauen nicht unähnlich, mit Beerdigungsstrumpfhosen zur Abendgarderobe Schmuck am Arme ihrer Gatten sind.

Küsschen Links, Küsschen rechts - lange nicht gesehen.

Imponiergehabe, exklusiv im Club der toten Menschen. Graue Häupter, wohin das Auge reicht .

Gezwirbelt und in Bartpflege getuscht sind Schnurrbärte; aus begehbaren Schränken werden Smoking und High Heels gekramt.

“Cheriè, es ist wieder soweit!”

Gespräche größter Nichtigkeit plätschern über die Exklusivgesellschaft, die sich für die Feierlichkeiten in Schale geworfen hat.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Rebellen der Vergangenheit

Die Rebellen von früher sind zu den Helikoptereltern der Stadtspielplätze verkommen.
In Vintage-Klamotten und mit Tattoos auf dem Handrücken brüllen sie nach ihren Maxis, Lucas und Mias - laisser-faire gilt nur für die Kita. Im echten Leben soll das Kind ja erzogen sein.
"Zieh dir die Hose hoch, Leon!" und "Putz dir die Nase, Marie!".

Was wurde aus "No future" und "Yolo"?

Haarband um den Kopf, Ethno-farbener Metallicglanz. Auf den Fingernägeln Pastelltöne statt schwarze Ränder darunter.

Wann haben sie sich nur so verändert, die Rebellen der Pausenhöfe?
Wann wurden sie zukunftsweisend kindergesegnet,
wann mutierten sie zur Vintage-Jugend?

Dienstag, 3. Mai 2016

Sonne über dem Weiher

Von weitem kann man die Autos hören, Reifen quietschen, vermutlich an einer roten Ampel. Gerade noch zum Stehen gekommen, rechtzeitig, vor dem Tulpenrot.
Schilf und Gräser rauschen in der Brise, tausendstimmig wispert Vogelzwitschern an Ohren.
Die Luft schmeckt süß und herb, erdig nach der abgestandenen Brühe des Absinkweihers, in der sich die Sonne so wunderschön spiegelt.
Wie eine Silberfläche liegt der Weiher, die Oberfläche kräuselt sich sacht, wenn Insekten schwerelos darüber surren, um ein Tröpfchen zu erhaschen.
Abschüssig führt der Weg zum Ufer, Millionen Kaulquappen tummeln sich im klaren Morast, nuckeln an Hölzchen, halbvergangen.
Ein Reiher gleitet durch die Luft, weicht einer Birke aus, deren Grün hoch aufragt. Die Silberfläche spiegelt ihn, verzerrt und doch irgendwie real. Der Wind macht ein Geräusch, während er durch die Federn seiner Flügel zischt, die Beine lang nach hinten gestreckt.
Ruhe. Eintracht. Natur.
Die Strahlen der Frühlingssonne wärmend auf Armen und Beinen.
Ataraxie.

Montag, 2. Mai 2016

Birke

Mit Sonnenstrahlen um die Wette tanzen.
Teetrinken im Wiesengrün.
Ausruhen auf Kohlebergen.
Zeit finden in Momenten der Hektik,
ruhig werden in einem Meer aus Stress.