Sonntag, 17. Juli 2016

Kalte Tränen

Man steht voreinander, irgendwie wort- und atemlos. Stille umfängt das Schweigen, das vielleicht behaglich und vertraut sein sollte. Blicke streifen über Autos und verlieren sich im Sommerwind, der verheißungsvoll über nackte Knie streicht. Hände berühren sich, Schultern lehnen aneinander, Herzschlag. Im Einklang und doch soweit auseinander, fast schon eine Zeitzone entfernt. Man redet und lacht trocken, Worte lallen lippenlos durch Luft, finden Gehör. Irgendwo riecht es nach Regen, frisch und süß, es kühlt ab. Auf  der Autobahn wird der Verkehr allmählich ruhiger, Feierabendstimmung im Land des rollenden Blechs.
Gedanken verflüssigen sich wie Schokolade in der Sonne. Sie entkommen in kalten Tränen, die langsam an Nasenflügeln hinabgleiten.
Man steht sich gegenüber, irgendwie fremd und doch ungewohnt vertraut.

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