Mittwoch, 19. Oktober 2016

Im Regen zu tanzen

Herbstwind streicht mir durchs Haar, hinterlässt Gänsehaut auf meinen Wangen. Ich lächle der Sonne entgegen, die alles warm in Licht taucht, meine Augen blendet und irgendwie auch meinen Blick trübt.
Für eine Sekunde schließe ich die Augen, atme tief in den Herbst hinein. Irgendwann, zwischen April und Juli ist Oktober geworden.
Goldener Oktober, denke ich, während mir das Gestern durch den Kopf geht.

Schmuddelwetter, Regen, Dunkelheit. Den Tag über war es nicht wirklich hell geworden, ungemütlich und braungrau.
Beim Blick aus dem Fenster tanzten Schirme wie Konfetti durch die Straßen, Menschen patschten missmutig durch Regenpfützen.

Ich öffne die Augen wieder, Sonnenreflexe in den Augenwinkeln. Kühl ist es, der Duft von frischgeröstete Maronen dringt an meine Nase.
Um mich herum treibt Hektik Menschen voran; mit Tüten und Sorgen beladen ziehen sie an mir vorbei, verkrampfte Gesichter.
Irgendwie freudlos.
Aus ihrer Menge steche ich hervor. Eine Insel Mensch im Schneidersitz auf einer Parkbank im Stadtzentrum.
Blätter fliegen quer über Hauptstraßen, braungelb, ein Hauch Grün ist noch in ihnen. Ehe sie auf der Windschutzscheibe eines LKWs landen, sehe ich ihnen nach, beobachte kurz ihr Spiel im Wind.
So leicht wie das tanzende Laub fühlt sich mein Herz an. Warm und sonnig, als würden Sonnenstrahlen es umwinden, mir den Sommer in Körper und Gedanken zaubern.

Lass mich singen, lass mich tanzen, tirillieren Frühlingsstimmen in meinem Kopf.

Ich atme mit dem Wind, fliege mit den Blättern und schicke mein Herz auf eine Reise.
Zu ihr.
Zu ihr allein, wo Sommer herrscht, wo Sonne Haut wärmt und eine Brise lau über meine Haare streicht.

Regentropfen, kühl und nass, unterbrechen meie Herzreise - für einen Moment. Ich schaue auf, um mich herum ist es leerer geworden, Regenschirmkonfetti sprenkelt sich hier und da schon durch die Straßen.

Ein Lächeln spannt sich über mein Gesicht wie ein Regenbogen sich glänzend über Wälder und Dörfer spannt. Ich kehre zurück zu ihr, zu meinem Herzen voller Sommer.

Erst als der Regen strömt, erhebe ich mich, langsam, um im Takt der Regentropfen unter den dunkelhellen Wolken zu tanzen.

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