Dienstag, 12. Januar 2016

Duft nach Schnee

Der Tag beginnt dunkel und endet hell. Neumond beleuchtet Städte und Dörfer, hüllt sie in Schweigen, während das Gemälde aus Sternschnuppen hoch über der Welt glänzt.
Im Wald huscht ein Reh über den Weg, der am Tag einer Rennstrecke für Vier- und Zweibeiner gleicht. Eine verkauzte Eule schwingt durch das Wintergeflecht aus blattlosen Bäumen und Gesträuch, vielleicht auf der Suche nach einer Maus. Ihre Federn sind flockig und weich, ihr Blick wachsam. Tiefdunkel liegt der Wald da, seiner Stille kann man lauschen, sie klingt wunderschön. Fast märchenhaft.
In den Straßen reiht sich Haus an Haus, Garage an Mülltonne. Papierfetzen stapeln sich hier und da, verzieren den Gehweg wie moderne Kunst. Irgendwo miaut eine Katze, vielleicht auch ein Kater. Ein einsames Lied oder gibt es Zuhörer?
Allmählich ziehen die Stunden vorüber, der Neumond geht unter, keine Sonne geht auf. Dafür schieben sich Wolkentürme vor das Sternschnuppengemälde, Berge aus Wassermolekülen bauschen sich zusammen. Die Luft zittert, es ist kühl, irgendwie sogar kalt. Sanft überziehen Blitze eines fernen Gewitters Himmel und Land, Winterdonner grollt gemütlich durch Straßen und Gassen.
Regentropfen lösen sich, erfrieren in der Kälte, fallen weich. Sie zuckern die Erde, allmählich und stetig, verstopfen die Luft mit ihrem Aroma. Schneeduft - etwas ganz Besonderes.
Die Nacht bricht wieder herein, der Neumond geht auf, will die Welt erdunkeln mit seinem schwarzen Licht. Doch taghell strahlen Land und Gassen, taghell erwidern sie den Sternschnuppenglanz. Hell ist die Stadt, hell sind die Dörfer. Hell und kühl, irgendwie sogar kalt. Die erfrorenen Regentropfen liegen weich und sanft und versüßen die dunkelhelle Nacht mit ihrem Schneeduft.

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