Montag, 18. Januar 2016

Eisblumen im Schaufenster

Es ist noch früh am Morgen, Montag. Ein Montag im Januar, Schneematsch ist über Nacht zu Eiskrusten gefroren,über die Autos mehr schliddern als fahren. Reifenknurren durchbricht dann und wann die Stille der Stadt,droht beinahe, die feinen Gespinste von Eiszauber brechen zu lassen. Klirrend kalt ist es,kleine Schneewölkchen blühen vor der Nase auf,zerfließen in kaum einer Sekunde.
Hin und wieder wankt ein Mensch durch die Straßen, tief vergraben in Schal und Jacke, den Blick nach unten gesenkt,vielleicht irgendwo zwischen Eispfützen nach Wärme suchend.
Starr scheint die Welt,obwohl am Winterhimmel langsam die Sonne aufzutauchen beginnt, Grashalme glitzern in ihrem Licht. Sie schimmern sanft und rosa,während das weite Blau in eine Mischung aus Orange-Weich-gelb-bläulich getaucht ist. Dunkel zeichnet sich der Fabrikenqualm aus alten Schloten davor ab,an den Rändern krasspink. Noch leuchten die Stadtlichter,noch ruht die Zeit. Ist sie auch eingefroren,über Nacht?
An einem Schaufenster, wunderschön und winzig, so filigran und feingewebt wachsen sie. Winterblumen,Eisblumen, die Schätze Väterchen Frosts. Ein Geschenk an alle, die ihre Freude am Kleinen haben,Freude am Duft nach Schnee in der Nacht. Freude am Gesang der Vögel. Freude am Licht der Sterne.
Sie blühen hell und kalt,die Eisblumen im Schaufenster, kriechen die Scheibe entlang, haften fest,und sind doch so zerbrechlich wie ein feines Gebilde aus Glas. Zauberblumen aus Eis.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen