Donnerstag, 7. Januar 2016

Guter Tag?

Vorbei sind Feiertage und Verpflichtungen,vorbei Langeweile und Serienmarathon. Der Alltag ist wieder drei Tage alt,es ist schon Mittwoch. Mittwochabend,06.01.16. Schön die Zahl, denke ich. 6116. Oder 6611. Vielleicht auch 1166 oder 1661. Irgendwie muss ich lächeln, mathematische Gedankenspiele zahlen sonst weniger zu meinen Beschäftigungen. Heute offenbar schon.
Der Mittwochmorgen startete mit Yoga Pilates,um kurz nach zehn war ich quasi tiefenentspannt.
Bunt und fließend waren meine Gedanken, ich begrüßte Menschen, fand Freude daran, Fremde anzulächeln. Trotz Regenwolken fühlte ich Sommer in mir, wo auch immer der herkam.
Erholsam.
Im Schneckentempo bummelte ich nach Hause, durch die Waldstrecke,die so einsam dalag. Bis auf die anderen Autofahrer, dachte ich irgendwie amüsiert.
Die Regentropfen perlten an meiner Laune ab,ich war fit und bereit für den Tag. Ein Lächeln fühlte ich auf meinen Lippen, mir gefiel der Zustand.
Im Haus war alles noch zehnuhrdunkel und ruhig,ein Dämmerzustand,halb wach,halb schläfrig. Ich nahm die Zeitung aus der Rolle,ließ sie auf die Treppe platschen, Haus- und Autoschlüssel daneben.
Schnell die Jacke abgestreift und mit wenigen Schritten hoch,trockene Klamotten greifen,frische Unterwäsche. Ab unter die Dusche, die Anstrengung der Tiefenentspannt abwischen. Ich stellte mir gerne vor, dass sie als Dampfwolke von mir wich. Erfrischend heizte das Wasser meinen Körper auf,ich spürte Muskel um Muskel atmen. Noch immer fand ich dieses Lächeln auf meinen Lippen, zuckrig.
Die Dusche belebte und ermüdete,ein Zustand höchsten Glücks. So einfach kann es sein...
Zusammen mit dem Glück strömten meine Gedanken, wie Wellen trafen sie an meinem Strand ein. Brachen,ließen eine Spur aus Schaum zurück. Irgendwie salzig, doch auch bitter. Wie Tränen.
Aber erst mal Frühstück.
Müsli, self-made. Haferflocken, Leinsamen,getrocknete Aprikosen, ein Teelöffel Honig. Milch, 1,5% Fett. Healthy Living oder einfach lecker. Tee,Kaffee, eine Brausetablette Vitamin C.
Die Stunden verflogen, zusammen mit Regenwolken und Gedanken. Nachmittag ist es geworden, irgendwie an diesem Tag.
Bisschen Make up ins Gesicht, saubere Hose, die blauen Stiefel. Mein lächeln blickte mich aus dem Spiegel an. Trotz der Pickel auf der Stirn war ich heute zufrieden.  Könnte schlimmer sein,definitiv.  Haare liegen, es wird sowieso regnen. Egal.
Rotes Shirt, blaues Top drunter, Farbtupfer im Grau.
Kaum 110 auf der Autobahn,die anderen können ruhig überholen. Der Tanklaster vor mir stört mich nicht wirklich, ich hänge mich an ihn dran. Die Scheibenwischer stehen auf Intervall.
Die Stadt ist näher als erwartet, Abfahrt, Blinker,Parkplatz. Schnell die Parkgebühr per SMS,dann ins Getümmel.
Halbdunkel,Menschen erkenne ich nur schemenhaft. Hochgezogen sind Schals und Kapuzen,hier und da ein aufgeblähter Schirm.
Zack,rein,Ausweis vor, fertig.
Abend gesichert, ich bin zufrieden.
Ein Blick auf die Uhr: noch drei Stunden,dann ging die Vorstellung los. Ich war gespannt auf "Die Verwandlung " von Kafka.
Eindeutig ein guter Tag, ging mir durch den Kopf, als ich kurz nach halb acht im Zuschauerraum saß. Zusammengemixt aus alten Kinosesseln, Clubsitzen und Lehnstühlen waren die Sitzmöglichkeiten im kleinen Theater.  Avantgardistisch bis außergewöhnlich,gerade deswegen anziehend und sympathisch. Eine Location, die sich meinem Resttag nicht besser hätte anpassen können.
Langsam wurde es voller um mich herum,nervöses Tuscheln umgab mich,ließ mich irgendwie abdriften.
Mich über meinen Tag nachdenken,der trotz der Grauheit und der Regenwolken ein guter Tag gewesen war. Voller Lächeln und Tee,Yoga und Pilates. Tiefenentspannt und spannend bis zum Schluss.
Mit diesen Gedanken betrat der Schauspieler die Bühne.
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte,fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt." (Die Verwandlung,  Kafka,Kap. 1,1-2)

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