Montag, 29. August 2016

Auf ein Bier mit dem Dealer

"Hier." Er wirft ein Tütchen über den Tisch, es landet neben meiner Flasche Heineken. Ich schaue ihn eine Sekunde an, dann greife ich nach dem durchsichtigen, dünnen Plastik, lasse es zwischen meinen Fingern verschwinden.
"Okay", nicke ich ihm zu, erstaste in der Hosentasche den Inhalt des Tütchens. Nicht hart, nicht weich, irgendwie porös und knibbelig fühlt es sich unter meinen Fingernägeln an, ein Stückchen lässt sich sogar abdrücken.
"Wie immer?" Ich nehme einen Schluck Bier, stelle die Flasche mit einem Klonk wieder auf den Tisch.
Diesmal nickt er, sein Blick streift über den Marktplatz. Um diese Zeit sind Stühle und Tische besetzt, Kellner schleppen Bier, Cocktails und Shots, ihre Gäste feiern den Sommer und sich selbst. Stimmgeblubber hallt in Gassen wider, ungehört und vom Sommerwind getragen.
"Wie geht's Jonny?" Meine Frage scheint ihn zu überraschen - kurz. Früher oder später erkundigte sich jeder nach Johnny.
"Man hört nicht viel."
Seine Antwort ist kühl und irgendwie distanzlos, subjektiv, obwohl sie objektiv sein könnte. Sie lässt jede weitere Nachfrage im Kern sterben, ich nehme noch einen Schluck Bier, meine Finger spielen mit dem Aschenbecher.
Ich versuche, seinen Blick zu fangen, ihn festzuhalten, zu bannen.
Es gelingt mir nicht, stattdessen kramt er umständlich nach seinem Portemonnaie, fischt einige Münzen heraus. Mit Getöse klimpert er sie auf den Tisch, ein zehn Cent Stück rollt einen Zentimeter, kippt dann um und bleibt liegen.
"Ich muss wieder los. Meldest dich wieder, okay?" Wortkarg, mit einem kurzen Klopfen auf den Tisch steht er auf und geht.
Im Olivgrün seiner Chucks sind Löcher, auf die jeder Straßenpunk stolz wäre. Sein Gang ist irgendwie tänzelnd und hinkend gleichzeitig, es scheint, als würde er das rechte Bein ein wenig nachziehen. Die Jeansjacke, natürlicher used look, schlabbert um seine Hüfte, die Shorts hingegen sitzen einen Hauch zu eng. Hände tief in den Taschen, den Kopf erhoben schleicht er über das Kopfsteinpflaster, hinein in den Abend, ein Kind der Nacht.

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