Mittwoch, 2. März 2016

Es tut mir leid, Pocahontas

Es tut mir leid, Pocahontas!, dudelt von meinem Smartphone, ich gröhle den Text von AnnenMayKantereits Indiemusik mit. Habe direkt ein Bild vor Augen, die Indianerin Pocahontas, die von einem weißen Amerikaner aus ihrem Stamm "errettet" wird und in eine für sie völlig neue Welt eintaucht.
Irgendwie stimmt das Bild-Bedeutungsverhältnis hier für meine Begriffe nicht, doch ich gröhle, mal mehr in Gedanken, mal lautstark:
"Es tut mir leid, Pocahontas, ich hoffe, du weißt das!"
Natürlich sorgt das Orchester in meinem Kopf für die richtige Begleitmusik, sprich: die Melodie des Singer/Songwriters dudelt akkurat in meinem gedanklichen CD-Player.
Noch immer stimmt das Bild der Pocahontas nicht, in meiner Vorstellung sind ihre Haare eher kurz. Statt dunkelsattbraun rötlich-brünett und ihr Gesicht hat keine mandelförmigen Augen. Stattdessen tiefblaue Eisseen, die zwar ins Wasser locken mit ihrer Schönheit, doch Verführte zu Gefallenen machen, die, noch ehe sie ertrinken konnten, erfroren sind.
Keine Frage, sie ist hübsch, gestehe ich meiner Pocahontas zu, ein wenig muss ich sogar nicken.
Eher burschikos, keine Wilde, die amazonenlike in Röckchen und mit Tieren redend durch Wälder rennt. Sie hetzt vielmehr der modernen Gesellschaft hinterher und artikuliert ihre Meinung eher in den Social Media statt sich mit Großmutter Weide auszutauschen. Ein Verlust, wie ich etwas bedauernd feststelle.
"Es tut mir Leid, Pocahontas, ich hoffe du weißt das. Tut mir so leid, Pocahontas."
Mein Körper wippt Text und Melodie mit, während in meinem Kopf Pocahontas ihr rötlich-brünettes Wuschelhaar lässig zur Seite streicht.
Es tut mir leid, Pocahontas!

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