Donnerstag, 8. September 2016

Sonntagmorgenträumerei

Der Sonntag regnete grau auf das Dach, über dessen Ziegel man Felder und Bäume sehen konnte. Seidig hingen Wolken im Geäst der Buchen und Eichen, umschlungen Sommerblätter und Herbstfrüchte; vereinzelt tropften Wasserperlen hell wie Kristall auf Birkenrinde, hinterließen Spuren aus Silber. Es duftete frisch und irgendwie ein wenig nach warmem Holz. Sacht strich eine Windbrise über mein Ohr, ich konnte spüren, wie das Babyhaar direkt unterhalb des Ohransatzes meine Haut kitzelte. Voller Behagen zog ich die Bettdecke ein Stück weiter über meine Schulter und kuschelte mich tiefer in Kissen und Wärme. Ich blinzelte eine Sekunde, verschlafen,  und als ich sie neben mir liegen sah, ganz in Bettdecke und Kissenschluchten vergraben, schien meine Welt perfekt. Sie atmete gleichmäßig; ich konnte das Auf und Ab ihres Brustkorbs beobachten, in dieser Winzigkeit von Moment. Die Sonne in meinem Herzen zeichnete ein Lächeln auf meine Lippen, ich streckte unter der Decke eine Hand durch, berührte sanft ihren Rücken. Sie bewegte sich, irgendwie, als würde sie sich in ihrem Schlaf gestört fühlen. Prinzessinnenschlaf, dachte ich und fiel in Sonntagmorgenträume. 

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