Montag, 5. September 2016

Melodie

Manchmal hört man diese Melodie. Die man schon jahrelang nicht mehr gehört hat, oder noch vor wenigen Minuten auf den Ohren hatte. Man verharrt eine Sekunde in dem, was man gerade macht. Kochen, Autofahren, mit dem Hund im Wald herumstromern oder eine Zigarette rauchen.
Sie trifft mitten ins Herz, setzt den Verstand außer Kraft und schenkt Gänsehaut, die angenehm gruselig den Rücken überzieht. Fein stellen sich Armhärchen, irgendwie fühlen sich die Ohrspitzen warm an.
Erinnerungslücken durchziehen Gedankenströme, Gefühle schlagen Wellen, höher als Ozeane.

Diese eine Melodie.
Tagelang gehört, nächtelang geträumt.
Diese eine Melodie, die vielleicht zu genau dem einen Menschen gehört hat.
Und immer noch gehört, wenn man ehrlich zu sich selbst ist.
Kann man Mensch und Melodie voneinander trennen, wenn sie erst zu einem geworden sind?
Erinnerungen löschen, die stundenlang Namen und Noten in Herzwände gegraben haben?
Diese eine Melodie, zur Seuche geworden, zum Methadon der Verliebten.

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