Dienstag, 28. Juni 2016

CaféGefühl

Ich saß in diesem Café, die Straße rein, gleich links.
Die Armstützen der Stühle luden in Rot leuchtend zum Verweilen ein, die meisten von ihnen standen jedoch noch verwaist.
Vielleicht lag es an der Uhrzeit -es war ja noch früh an diesem Montag-, vielleicht lag es aber auch an der Geschäftigkeit der Menschen.
Sie hetzten vorüber wie getriebenes Vieh, immer in Erwartung des nächsten Peitschenknalls kurz hinter den Ohren. Ein pompöses "Peng!" -eine Email, ein Anruf-, um sie aus ihrem Trott herauszureißen und zu nichtssagenden Höchstleistungen anzutreiben.
In den Augen der Gehetzen spiegelte sich das Wochenende; Begegnungen, Gespräche, Gedanken hingen noch so manifest in Köpfen, als wäre Sonntag erst gestern gewesen.
Ich bestellte einen Milchkaffee, konnte dabei kaum die Augen von dem Treiben abwenden, das an der Kante meiner Nase vorüberzog.
Leben, schoss mir durch den Kopf, hier passiert das Leben.
Es dauerte nicht lange und die Kellnerin -Italienerin, Pferdeschwanz, ganz in schwarz gekleidet, ein kleiner Schriftzug (der Name des Cafés, vielleicht?) zierte in roter Kursivschrift den Kragen der Bluse- brachte meinen Milchkaffee. In einem Glas, normalerweise für Latte Macchiato gedacht, schäumte die aufgeplusterte Milch bis über den Rand hinaus. Mittig ein heller Kaffeefleck, wie zufällig verloren. Sanft stieg mir das Aroma frischer Kaffeebohnen in die Nase.
"Prego!"
Sie stellte das Glas -auf einem schwarzen Unterteller- vor mich auf den Tisch und lächelte mich an.
Ich zahlte direkt, 2,80€, 20 Cent Trinkgeld. Nicht die Welt, eher eine Geste, aber es war ja auch noch früh an diesem Montag.
Ihr Danke klang leicht und frei in meinen Ohren, ich mochte sie.
Polternd raste ein Kleinlastwagen an mir vorbei, zog meine Aufmerksamkeit wieder intensiv auf das Leben und die Geschäftigkeit der Straße.

Während ich an meinem Milchkaffee nippte -der Schaum kitzelte in der Nase- fuhr ein Auto der Müllabfuhr vorüber. Die Männer auf den Seitentritten unterhielten sich fröhlich, Scherze flogen hin und her, füllten die Straße, wie mehr und mehr Gäste das kleine Café, vor dem ich saß.
Leben, schoss mir wieder durch den Kopf und ich musste lächeln. Ich genoss die Geschäftigkeit der Gasse, verliebte mich geradezu in das Treiben, das vor meinen Augen geschah und von dem ich -für den Augenblick- kein Teil war.

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